Depressionen - Anzeichen, Ursachen, Symptome und Therapien
Eine Depression ist immer noch ein Tabuthema, obwohl rund sechs Millionen Deutsche jedes Jahr daran erkranken. Depressionen führen je nach Schweregrad zu einer erheblichen Beeinträchtigung verschiedener Lebensbereiche. Die Symptome einer Depression können zeitweise verschwinden, um dann wieder aufzutauchen. Bei Depressionen wird zwischen unterschiedlichen Formen unterschieden.
Ursachen
Bei einer Depression liegt eine Veränderung des Gehirnstoffwechsels vor, wobei immer noch diskutiert wird, ob diese Stoffwechselstörung Verursacher oder Folge einer Depression ist. Je nach Form der Depression sind die Ursachen unterschiedlich:
Saisonale Depression
Die Saisonale Depression tritt in der Regel im Winter auf und hat mit dem Lichtmangel zu tun. Bei Sonnenlicht wird die Ausschüttung von Melatonin unterdrückt. Dieser Botenstoff wird bei Dunkelheit ausgeschüttet und sorgt für Müdigkeit und Schlaf. Da im Winter die Lichtintensität geringer ausfällt, wird mehr Melatonin ausgeschüttet und einige Menschen reagieren darauf mit depressiven Symptomen (erhöhtes Schlafbedürfnis, Müdigkeit, Energielosigkeit u.a.). Die saisonal bedingte Depression verschwindet in der Regel mit Beginn des Frühjahrs.
Schwangerschaftsdepression
Manche Frauen leiden im ersten und letzten Drittel der Schwangerschaft unter Depressionen. Die Ursache liegt meistens in Angst und Sorge um die veränderte Situation begründet. Die werdenden Mütter zweifeln daran, die Mutterrolle gut zu erfüllen oder haben Angst vor der Entbindung. Zudem können sich die körperlichen Beschwerden negativ auf das Seelenleben auswirken.
Wochenbettdepression
Die sogenannte postpartale Depression (Depression nach der Geburt) zeigt sich durch Stimmungsschwankungen und häufigem Weinen. Der Grund für diese Form von Depression ist die Hormonumstellung: Etwa vier Tage nach dem Entbinden reduzieren sich die Werte von Progesteron und Östrogen und die Produktion von Prolaktin (wichtig für die Milchbildung) erhöht sich. Von einer postpartalen Depression wird dann gesprochen, wenn dieser Gefühlszustand über mehrere Wochen anhält und typische Anzeichen einer Depression hinzukommen.
Major Depression
Die Major Depression - auch endogene Depression genannt - verläuft in Phasen und weist auf eine schwere Depression hin. Meistens führen schwere Belastungen zu dieser Depression, beispielsweise der Tod eines geliebten Menschen, Trennung von einer geliebten Person, chronische Erkrankungen oder Missbrauch von Alkohol. Die Symptome treten phasenweise auf und zwischen diesen Phasen gibt es immer wieder symptomfreie Episoden.
Bipolare Depression (Manisch depressiv)
Betroffene einer manisch-depressiven Störung erleben beide Spektren in extremer Form: Während der manischen Phase sind sie überaktiv und euphorisch und in der depressiven Phase erleben sie tiefste, traurige Emotionen. Für die Entstehung einer bipolaren Depression kommen verschiedene Ursachen in Frage:
Genetische Ursache
Störungen des Neurotransmitterhaushalts
Körperliche Erkrankungen, wie beispielsweise Schilddrüsenerkrankung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder neurologische Krankheiten.
Medikamente (z.B. Cortison, Betablocker)
Alkoholmissbrauch
Traumata
Psychosozialer Stress (z.B. Beziehungsprobleme, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, Umzug)
Dysthymie
Bei dieser Form neigt der Betroffene auf krankhafte Weise zu einer traurigen Stimmung. Die Phasen dieser Depression halten lange an und werden von Angst, Selbstzweifeln, Unsicherheit, niedrigem Selbstwertgefühl und starker Niedergeschlagenheit begleitet. Man geht davon aus, dass mehrere Faktoren auftreten müssen, um eine Dysthymie zu verursachen. Oftmals tritt diese Form der Depression familiär gehäuft auf, sodass wahrscheinlich eine genetische Veranlagung vorhanden sein muss. Zudem spielen soziale und psychische Faktoren eine Rolle: belastende Lebenssituationen, Überforderung, Leistungsdruck, Stress, Beziehungskonflikte, Trennung, Tod.
Reaktive Depression
Bei dieser Form reagieren die Betroffenen auf eine belastende Situation mit einer Depression und ihren typischen Symptomen. Häufig tritt die reaktive Depression nach einer Trennung oder dem Tod einer geliebten Person auf. Diese Depression wird auch als Anpassungsstörung bezeichnet: Die Betroffenen haben Schwierigkeiten, sich an die neue Lebenssituation anzupassen.
Depression beim prämenstruellen Syndrom
Viele Frauen sind von den Symptomen des prämenstruellen Syndroms betroffen: Stimmungsschwankungen, Traurigkeit, Angst, häufiges Weinen, Hoffnungslosigkeit und andere Symptome. Bei manchen Frauen sind diese Symptome stark ausgeprägt, sodass sie ihren Aufgaben und Pflichten nicht mehr oder nur mangelhaft nachkommen können. In dem Fall wird von einer prämenstruellen Depression gesprochen. Die genauen Ursachen sind noch nicht geklärt. Man geht davon aus, dass ein niedriger Serotoninspiegel bei der Entstehung einer prämenstruellen Depression eine Rolle spielt.
Depression während der Wechseljahre
Während der Wechseljahre leiden rund vierzig Prozent der Frauen an Depressionen. Die Ursachen stehen nicht eindeutig fest. Wahrscheinlich müssen jedoch mehrere Faktoren vorliegen, um eine Depression auszulösen. Zum einen scheint die Hormonumstellung eine Rolle zu spielen und zum anderen fangen viele Frauen in diesem Lebensabschnitt über ihr leben, mögliche Veränderungen und ihre Zukunft nachzudenken. Sie haben das Gefühl, nicht mehr gebraucht und geliebt zu werden. Zudem bereitet manchen Frauen das Älterwerden Probleme.
Symptomatische Depression
Bei dieser Form wird die Depression durch unheilbare oder schwere Krankheiten ausgelöst. Dazu zählen unter anderem Schlaganfälle, Tumore, Aids und Stoffwechselerkrankungen.
Depression durch Nebenwirkung von Arzneimitteln
Einige Medikamente beeinflussen die Ausschüttung der Neurotransmitter, sodass die Folge eine Depression ist. Dies kann beispielsweise bei Arzneimittel gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bei der Antibabypille oder bei einigen Antibiotika der Fall sein. Wird das Medikament abgesetzt, bildet sich die Depression wieder zurück.
Zusammenfassend sind folgende Ursachen für die Entstehung einer Depression möglich:
Genetische Veranlagung
Traumatische Erlebnisse
Körperliche Krankheiten
Medikamente
Kindheitsstörungen (Gewalt, Erniedrigung, Isolation, zwanghafte Sauberkeitserziehung, Ablehnung durch ein Elternteil, Liebesentzug)
Hormonumstellung
Veränderung des Neurotransmitterhaushalts
Soziales Umfeld
Unsteter Lebensrhythmus (z.B. Tag- und Nachtschicht)
Verlust eines geliebten Menschen
Verlustangst
Symptome und Anzeichen
Grundsätzlich muss zwischen einer depressiven Verstimmung und einer Depression unterschieden werden. Bei einer Verstimmung handelt es sich um ein vorübergehendes Stimmungstief, das mit einer belastenden Situation verbunden ist. Bessert sich die Situation, hellt sich auch wieder die Stimmung auf. Eine Depression ist eine Krankheit, die in leichter, mittelschwerer und schwerer Form verlaufen kann und behandlungsbedürftig ist. Die Symptome einer Depression äußern sich auf allen Ebenen (geistig, seelisch und körperlich):
Depressive Menschen sind in eine negative Gedankenspirale gelangt. Ihr Denken kreist um ein bestimmtes Problem und dieser pessimistische Gedankenkreislauf kann meistens nicht gestoppt werden. Die negative Grundhaltung bezieht sich auf die eigene Person, auf Mitmenschen oder auf die Lebenssituation.
Betroffene haben Konzentrationsschwierigkeiten und Probleme, eine Entscheidung zu treffen.
Oftmals leiden Betroffene unter einer inneren Unruhe, die als quälend empfunden wird.
Ein typisches Symptom ist die Erschöpfung. Man fühlt sich antriebslos, schlapp und schwach und ist dauernd müde.
Depressive Personen können häufig nicht durchschlafen oder haben Probleme mit dem Einschlafen.
Essstörungen sind oftmals Begleitsymptome einer Depression. Manche leiden an Appetitlosigkeit, währende andere Betroffene ihre Gefühlswelt mit Essen verbessern möchten.
Bei Depressionen lässt häufig die sexuelle Lust nach und einige Betroffene leiden unter sexuellen Funktionsstörungen.
Eine Depression wird von vielen, verschiedenen körperlichen Beschwerden begleitet. Dazu gehören Magenschmerzen, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen und ein Druckgefühl auf der Brust.
Die Gefühlswelt von Depressiven äußert sich durch eine tiefe Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Lustlosigkeit und Interessenlosigkeit. Die Betroffenen empfinden keine Lebensfreude und fühlen eine innere Leere. Häufig werden depressive Menschen von starken Schuldgefühlen geplagt und sie fühlen sich minderwertig. Sie schämen sich für ihre Depression und sehen dies als Schwäche an. Betroffene empfinden ihre Situation als aussichtslos und sie können keine positive Zukunftsperspektive entwickeln.
Eine Depression wird immer von Angst begleitet: Verlustangst, Zukunftsangst, Angst vor Krankheiten, Angst vor Ablehnung und Angst davor, immer depressiv bleiben zu müssen. Neben diesen Ängsten kommen auch diffuse Ängste vor, bei denen die Betroffenen den Grund für ihre Angst nicht benennen können.
Weitere typische Symptome einer Depression sind:
Leises, langsames und monotones Sprechen
Erstarrter Gesichtsausdruck
Langsame Bewegungen
Flache, keuchende oder schwere Atmung
Augenentzündungen
Überempfindlichkeit gegenüber Licht und Geräusche
Blasenprobleme wie häufiger Harndrang, Schmerzen beim Urinieren oder gereizte Blase
Herzrasen oder Herzklopfen
Ohrgeräusche
Ohrenschmerzen
Vermindertes Hörvermögen
Kreislaufprobleme mit Schwindel
Nacken- und Schulterschmerzen durch Muskelverspannungen
Kopfdruck oder Kopfschmerzen
Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Sodbrennen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung
Hitzewallungen
Inneres oder äußerliches Zittern
Zahnschmerzen ohne erkennbaren Grund
Zähneknirschen
Medikamente und Behandlung (Therapien)
Die Behandlung einer Depression besteht in der Regel aus einer Kombination von Antidepressiva und einer Psychotherapie. Dabei stehen verschiedene Therapieformen zur Verfügung. Bevor jedoch mit der Behandlung begonnen wird, sollte einen körperliche Untersuchung erfolgen. Zum einen werden dabei Krankheiten ausgeschlossen, die ähnliche Symptome vorweisen und zum anderen werden eventuelle Unverträglichkeiten gegenüber Wirkstoffen geklärt.
Da von den Auswirkungen einer Depression auch immer die Angehörigen betroffen sind, sollten diese sich ebenfalls genaustens über diese Krankheit informieren.
Nach der Diagnose wird ein Behandlungsplan erstellt. Nun wird festgelegt, ob der Betroffene eine Psychotherapie in Anspruch nehmen möchte und ob diese stationär oder ambulant erfolgen soll. Zudem wird geklärt, ob Medikamente eingenommen werden sollen.
Bei manchen Depressionsformen werden spezielle Methoden angewendet. Zum Beispiel wirkt sich eine Lichttherapie bei der saisonalen Depression positiv aus.
Folgende Therapiearten stehen für die Behandlung von Depressionen zur Verfügung:
pfeil nach unten
Psychotherapie
In der Psychotherapie wird die Entstehung der Depression analysiert, um Zusammenhänge zwischen vergangenen Erlebnissen und der Krankheitsentwicklung zu verstehen. Zudem werden sich Denk- und Verhaltensmuster angeschaut und verändert. Konflikte können besser aufgearbeitet werden und neue Zukunftsperspektiven werden erstellt.
Lichttherapie
Die Lichttherapie wird meistens bei der saisonalen Depression eingesetzt. Dieses Licht ist dem Sonnenlicht ähnlich und hat eine ebenso positive Wirkung auf das Gefühlsleben.
Sport
Bei sportlicher Aktivität werden Endorphine ausgeschüttet. Dies sind Botenstoffe, die auch als Glückshormone bezeichnet werden. Dadurch hellt sich die Stimmung auf. Zudem wird der blockierte Energiefluss, der unter anderem auch die Emotionen lähmt, aktiviert. Das Selbstwertgefühl steigert sich, da ein gewisser Stolz auf die eigene Leistung erfolgt.
Verhaltenstherapie
Bei der Verhaltenstherapie bleibt die Vergangenheit des depressiven Menschen weitgehend außer Betracht. Der Fokus liegt auf gegenwärtige Verhaltensmuster, die mit Hilfe des Therapeuten verändert werden. Zudem werden die Denkmuster beleuchtet und ebenfalls in neue, positivere Überzeugungen verwandelt. Diese Therapie ist sehr umfassend und beinhaltet in der Regel verschiedene Therapiemethoden, beispielsweise Entspannungstechniken, Rational-Emotive-Therapie, Reizkonfrontation, Gedankenstopp oder Rollenspiele. Die Verhaltenstherapie kann als Hilfe zur Selbsthilfe angesehen werden.
Tiefenpsychologie
Eine tiefenpsychologische Therapie ist in der Psychoanalyse Dr. Freuds begründet. Sie umfasst die klassische Analyse und weitere Verfahren aus der Tiefenpsychologie.
Magnetstimulation
Die Magnetstimulation hat sich bereits oftmals als hilfreich erwiesen, wenn andere Therapiemethoden zu keinem Erfolg führten. Dabei wird ein Teil des linken vorderen Hirnbereiches mit einem Magnetfeld behandelt, welches eine äußerst hohe Energie vorweist.
Elektrokrampftherapie
Diese Therapieform hat einen negativen Ruf, gilt aber auch heute noch als Notwendigkeit bei den Depressionen, die lebensbedrohlich sind und bei denen keine andere Behandlung angeschlagen hat.
Vagusnerv-Stimulation
Die Stimulation des Vagusnervs stammt aus der Behandlung bei Epilepsie. Dabei wird ein Stimulator mit einem Durchmesser von rund drei Zentimeter unterhalb des Schlüsselbeins eingepflanzt. Der Stimulator ist mittels Kabel mit dem Vagusnerv verbunden, der sich im Halsbereich befindet. Das Gehirn steuert über den Vagusnerv verschiedene Funktionen, unter anderem den Herzschlag. Der Stimulator leitet Impulse durch den Vagusnerv an das Gehirn weiter.
Wachtherapie
Durch Schlafentzug können die für eine Depression typischen Schlafstörungen behoben werden.
Behandlung mit Antidepressiva
Es gibt verschiedene Antidepressiva, die bei der Behandlung von Depressionen eingesetzt werden können. Diese Medikamente greifen in die Systeme der Neurotransmitter ein. Die früheren und klassischen Antidepressiva griffen in viele dieser Systeme ein. Heute erzielt man mit neuen Medikamenten, beispielsweise mit SSRI (selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) gute Ergebnisse, da diese Arzneimittel gezielter eingreifen und von den Patienten besser vertragen werden.
Alle Antidepressiva haben zur Aufgabe, die Neurotransmitter wieder in Balance zu bringen. Dazu stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung:
Pflanzliche Mittel, wie beispielsweise Johanniskraut, können bei der saisonalen Depression oder bei einer leichten Depression eingenommen werden. Bei schweren Depressionen helfen diese Mittel jedoch nicht.