Burn Out bedeutet, ausgebrannt zu sein: Betroffene spüren eine große Erschöpfung auf allen Ebenen (geistig, seelisch und körperlich). Allerdings verläuft ein Burn Out schleichend und die Betroffenen merken erst recht spät, dass sie an einer Erkrankung leiden.
Burn Out wird häufig als Depression diagnostiziert. Die Symptome ähneln sich zwar, jedoch stehen beim Burn Out Unzufriedenheit und Erschöpfung im Vordergrund, während bei der Depression die tiefe Traurigkeit an die erste Stelle rückt. Ein an Burn Out erkrankter Mensch denkt sehr oft "Ich kann einfach nicht mehr!" und macht dennoch weiter.
Burn Out wird fälschlicherweise als typische Krankheit von Managern betitelt. Dabei ist ein Burn Out nicht an die Berufswelt gebunden, obwohl es einige Berufsgruppen gibt, die ein höheres Risiko tragen (Altenpfleger, Krankenschwestern, Seelsorger, Lehrer). Der Beruf wird oftmals als Grund für Burn Out genannt, doch die Ursache liegt in der Regel nicht in der Arbeitswelt begründet. Menschen, die sich für andere aufopfern und helfen möchten und Personen, die sich über ihren Beruf definieren, sind besonders gefährdet, an der seelischen, geistigen und körperlichen Erschöpfung zu erkranken.
Ursachen
Burn Out entwickelt sich dann, wenn die Betroffenen nicht mehr mit den täglichen Anforderungen zurechtkommen. Der Leistungs- und Termindruck führt dazu, dass sich die Betroffenen gestresst fühlen. Dabei kann es sein, dass andere Menschen den Zeitrahmen zu eng setzen und die an Burn Out Erkrankten nicht Nein sagen können oder die Betroffenen möchten allen gerecht werden und setzen sich selbst unter Druck.
Einige Persönlichkeitsmerkmale begünstigen die Entstehung eines Burn Outs:
Ehrgeiz
Ehrgeiz in Kombination mit einem niedrigen Selbstwertgefühl kann zu einem Burn Out führen. Diese Menschen gehen über ihre Grenzen hinaus, da kein Erfolg ein zufriedenes Gefühl mit sich bringt. Sie glauben, etwas nicht gut genug gemacht zu haben und diese Überzeugung treibt sie immer wieder an, neue Herausforderungen anzunehmen. Dadurch fühlen sie sich innerlich unruhig und gehetzt. Entspannung fällt ihnen sehr schwer.
Perfektionismus
Perfektionisten stellen äußerst hohe Ansprüche an sich selbst und an ihre Mitmenschen. Fehler können sich nicht akzeptieren, denn es soll stets alles perfekt sein. Sie erhoffen sich - oftmals unbewusst - Anerkennung von anderen Menschen. Bleibt die Anerkennung aus oder sind sie selbst unzufrieden mit ihrer Leistung, strengen sie sich noch mehr an. Da sie sich selbst kaum Ruhe gönnen, verlieren sie viel Energie, sodass sie in eine Erschöpfung auf allen Ebenen rutschen können.
Helfersyndrom
Menschen mit dem Helfersyndrom verausgaben sich und ihre Kräfte, da sie für jeden Hilfe suchenden Menschen da sein wollen. Hinter diesem Bedürfnis zu helfen steht in der Regel ein niedriges Selbstwertgefühl, welches durch das Helfen erhöht wird. Sobald sie anderen Menschen helfend zur Seite stehen, entsteht das Gefühl, gebraucht zu werden und für andere viel wert zu sein.
Angst, nein zu sagen
Besonders Frauen tun sich schwer mit dem Nein sagen, da ihr Harmoniebedürfnis sehr hoch ist. Zudem haben Menschen mit diesem Problem Angst abgelehnt zu werden. Somit können sie keine Bitte ausschlagen und möchten es allen möglichst recht machen. Konflikten wollen sie aus dem Weg gehen und es fällt ihnen schwer, Grenzen aufzuzeigen. Da sie die Bedürfnisse der Mitmenschen über ihre eigenen Bedürfnisse stellen, sind sie schnell überfordert und häufig müde und kraftlos.
Fehlende Strategien zur Stressbewältigung
Innerlich schwache Menschen haben oftmals Probleme mit der Bewältigung stressiger Situationen. Zudem haben sie keine Strategien entwickelt, um mit Leistungsdruck umgehen zu können. Zum Beispiel fehlt es an der Fähigkeit, zu organisieren und strukturieren. Sie nehmen vieles zu persönlich und können Aufgaben nicht delegieren. In Stresssituationen können sie nicht abschalten und entspannen. Zudem haben sie das Gefühl, fremdbestimmt zu wirken.
Hochsensibilität
Hochsensible Menschen reagieren stärker auf Umweltreize und sind mit sehr sensitiven Sinnen ausgestattet. Dadurch kommt es schnell zur Überreizung. Hochsensible benötigen oftmals auch länger mit der Verarbeitung von Erlebnissen. Durch die intensive Wahrnehmung kommt es häufig zur Überstimulierung, sodass die Nerven fast ständig angespannt sind. Haben diese Menschen nicht gelernt, mit ihrer Hochsensibilität umzugehen und für Rückzugsmöglichkeiten zu sorgen, geraten sie immer wieder in Phasen hoher Erschöpfung. Zeit für sich und Pausen sind für Hochsensible sehr wichtig, damit sie neue Energie und Kraft tanken können.
Symptome
Es gibt einige Anzeichen, die auf ein Burn Out hinweisen:
Körperlich fühlen sich Betroffene schwach, matt und ständig müde. Zudem leiden sie oftmals unter Magen-Darm-Beschwerden, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Hörproblemen (z.B. Tinnitus) oder Kreislaufschwierigkeiten. Auffällig sind ebenfalls häufige Infekte. Bei einem Burn Out leiden die Betroffenen in der Regel unter Schlafstörungen: Sie können entweder schlecht einschlafen oder nicht mehr durchschlafen.
Auf der seelischen Ebene ist ein Burn Out an Gefühlen wie Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Motivationslosigkeit und Stimmungsschwangungen zu spüren. Die Betroffenen sind häufig lustlos, gereizt und übel gelaunt. Oft stellt sich eine Erschöpfungsdepression ein.
Geistige Anzeichen für ein Burn Out sind Konzentrationsprobleme, Gedächtnisstörungen und ein nachlassendes Interesse an Hobbys oder beruflichen Aufgaben. Betroffene sind mehr und mehr davon überzeugt, ihren Aufgaben und Verpflichtungen nicht mehr gerecht werden zu können und tragen Versagensängste in sich.
An Burn Out erkrankte Personen ziehen sich mit der Zeit immer mehr zurück. Selbst Hobbys, denen sie normalerweise mit Leidenschaft nachgegangen sind, werden vernachlässigt. Der Grund liegt in der großen Erschöpfung, denn es fehlt die Kraft für Freizeitaktivitäten oder Treffen mit Freunden.
Da Betroffenen das Abschalten und Entspannen schwerfällt, greifen sie nicht selten zu Alkohol, um Ruhe zu finden. Manche an Burn Out Erkrankte versuchen mit Aufputschmitteln fit und aktiv zu bleiben.
Medikamente und Behandlung
Viele Betroffene, die die Diagnose Burn Out erhalten haben, sind zunächst häufig davon überzeugt, sie könnten die Erschöpfung mit einem Urlaub besiegen. Dies ist jedoch bei Burn Out nicht möglich. Zuerst muss der Betroffene akzeptieren, dass es sich bei dieser Art von Erschöpfung um eine Krankheit handelt, für deren Genesung Veränderungen im Denken und im Lebensstil notwendig werden.
Bei einem Burn Out ist es wichtig, nach den Ursachen zu forschen. Dabei kann ein Coach oder ein Therapeut helfen. Als erfolgreiche Behandlungsmethode hat sich die Verhaltenstherapie erwiesen.
Die Behandlung bei Burn Out richtet sich ebenfalls nach dem Stadium der Krankheit. Zum Beispiel reichen im Anfangsstadium oftmals wenige Coaching- oder Therapiesitzungen aus, um der Erschöpfung entgegenwirken zu können. Ziel der Therapie oder des Coachings ist es zu lernen, eigene Grenzen zu erkennen und Ressourcen zu entwickeln, um mit Problemen oder Konflikten besser umgehen zu können. Weiterhin können verschiedene Entspannungsmethoden hilfreich sein. Dazu gehören unter anderem Yoga, Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen oder Autogenes Training.
Befindet sich der Betroffene aber bereits im fortgeschrittenen Stadium, wird eine längerfristige Psychotherapie empfohlen. Je nachdem wie weit die Krankheit fortgeschritten ist, kann die Therapie auch mittels mehrwöchigen Klinikaufenthalt durchgeführt werden.
Medikamente können für die Begleiterkrankungen verordnet werden (Schmerzmittel, Arzneimittel gegen Infektionen u.ä.). Auch Antidepressiva können zu einer Behandlung von Burn Out gehören. Weiterhin können Stimmungsaufheller wie Johanniskraut oder pflanzliche Beruhigungsmittel wie Baldrian einige Symptome mildern.
Die Einnahme von Medikamenten oder pflanzlichen Mitteln sollte immer mit dem Arzt abgesprochen werden. Eine Burn Out Behandlung führt nur dann zum Erfolg, wenn die Ursache erkannt wird und neue Verhaltens- und Denkmuster erlernt werden. Medikamente sollten deshalb lediglich kurzfristig angewendet werden, um eine psychische Stabilität zu bewirken.